Auswirkungen des Klimawandels auf den Bereich Menschliche Gesundheit im Ostseraum (Baltic Sea Region - BSR)

Global gesehen trägt der Klimawandel sowohl direkt als auch indirekt zu Krankheiten und vorzeitigem Tod bei. Die direkten Auswirkungen sollen zum Beispiel mit intensiveren und häufigen Wetterextremen in Verbindung stehen, während die indirekten Auswirkungen sich beispielsweise auf Veränderungen der Wasser-, Luft- und Lebensmittelqualität und -quantität beziehen (IPCC, 2007a). Zurzeit sind die Auswirkungen des Klimawandels noch gering. Sie sollen sich mit Fortschreiten jedoch in allen Ländern und Regionen erhöhen (ebenda). Die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit sollen in Entwicklungsländern mit geringen Einkommen am stärksten sein (ebenda). Obwohl die meisten Studien für Entwicklungsländer durchgeführt werden, wird in einigen Studien auch auf die Auswirkungen des Klimawandels auf europäische Regionen eingegangen. Diese Studien untersuchten die Veränderungen der Luftqualität (Giorgi und Meleux, 2007), die direkten Auswirkungen wärmerer Temperaturen auf die Sterblichkeit (Swedish Commission on Climate and Vulnerability, 2007) sowie die Auswirkungen auf die Arbeitsproduktivität (Kjellstrom et al., 2009).

Die Zusammenfassung der Auswirkungen auf den Bereich Gesundheit wird in Tabelle 1 zu dargestellt. Um weiterführende Informationen zu jedem Unterabschnitt und zu bestimmten Studien zu erhalten, klicken Sie bitte auf die Links unterhalb der Tabelle. Tipps, wie Sie die in der Tabelle enthaltenen Informationen interpretieren, finden Sie im schwedischen Beispiel auf der rechten Seite  (in Englisch).

Tabelle 1. Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Bereich Menschliche Gesundheit in den Ländern des Projektes BalticClimate – Eine Zusammenfassung der allgemeinen Prognosen für die ermittelten Auswirkungsszenarien auf Basis verschiedener wissenschaftlicher Studien
(↑↑ Deutlicher Anstieg; ↑ Leichter Anstieg; ↓↓ Deutlicher Rückgang; ↓ Leichter Rückgang; ○ Keine oder unwesentliche Veränderung; ~ Ergebnis sehr unsicher; ~↑ Ergebnis unsicher, Tendenz steigend; ~↓ Ergebnis unsicher, Tendenz fallend; ─ Nicht in der Analyse enthalten) 

Auswirkungen des Klimawandels auf: SWE FIN EST LAT LIT RU GER
Bodennahe Stickstoffoxide
Bodennahes Ozon Im Norden ↑, im Süden ↑↑

Weiterführende Informationen zu den Auswirkungsszenarien, zusammengestellt aus verschiedenen wissenschaftlichen Studien, finden Sie in folgenden Unterabschnitten:

Luftqualität (bodennahe Stickstoffoxide und bodennaher Ozon) (Europa ohne Skandinavien)
Sterblichkeit (Schweden)
Arbeitsproduktivität (global)

 

Luftqualität (bodennahe Stickstoffoxide und bodennaher Ozon) (Europa ohne Skandinavien)

Chemische und meteorologische Faktoren wie beispielsweise Wind, Temperatur, Niederschlag und Sonneneinstrahlung beeinflussen die Lebenszyklen von Schadstoffen. Dementsprechend soll sich der Klimawandel auf die Luftqualität auswirken. Die durch die Auswirkungen des Klimawandels veränderte Luftqualität wurde von Giorgi und Meleux (2007) untersucht. Das regionale Klimamodell RegCM wurde zur Simulation der gegenwärtigen (1961-1990) Bedingungen und zukünftigen (2071-2100) Klimaszenarien SRES A2 und B2 verwendet. CHIMERE ist das sog. regionale Chemistry and Transport Model (CTM), das für die Projektionen zukünftiger Werte an bodennahen Stickstoffoxiden (NOx) (Abbildung 1) und bodennahem Ozon (Abbildung 2) verwendet wird.

Die Konzentration bodennaher Stickstoffoxide in Deutschland, Südschweden, Westlettland und Westlitauen soll sich nur unwesentlich ändern. Deutschland gehört jedoch allgemein zu den Ländern, für die in einigen Regionen mit 1-2ppb der größte Anstieg prognostiziert wird. In den anderen Festlandregionen in der BSR soll die Konzentration in Zukunft entweder genauso hoch sein wie im Vergleichszeitraum oder gegenüber diesem um 0-1ppb ansteigen. Eine allgemeine Projektion zukünftiger Werte an bodennahem Stickstoffoxid in der BSR wird in Tabelle 2 dargestellt. Sie beruht auf den Ergebnissen in Giorgi und Meleux (2007).

 
Abbildung 1. Veränderungen der sommerlichen bodennahen Stickstoffoxiden NOx (ppb), tägliche Durchschnittskonzentration in einer A2 Modellierung für 2071-2100 im Vergleich zu heutigen (1961-1990) Simulationen. (Abbildung und Artikel wurden veröffentlicht in C. R. Geaoscience, 339, Giorhi, F., Meleux, F., Modellierung von Klimawandel und Luftqualität, 721-733, Copyright Elsevier (2007))

Tabelle 2. Allgemeine Prognose für den Wert an bodennahen Stickstoffoxiden
(↑ Leichter Anstieg; ○ Keine oder unwesentliche Veränderung; ─ Nicht in der Analyse enthalten) 

  SWE FIN EST LAT LIT RU GER
Veränderung ↑ 

Der Wert an bodennahem Ozon soll laut den Simulationen in ganz Deutschland ansteigen, wobei der Anstieg im Süden und besonders im Südwesten Deutschlands (5-9ppb) am größten sein soll. Für Norddeutschland wird ein geringerer Anstieg (2-4 ppb) prognostiziert. Der Wert an bodennahem Ozon soll sich mit einem Anstieg von 0-1ppb in Südschweden, Ostlettland und Ostlitauen nur unwesentlich verändern. Eine allgemeine Projektion des zukünftigen Wertes an bodennahem Ozon in der BSR wird in Tabelle 3 dargestellt. Sie beruht auf den Ergebnissen in Giorgi und Meleux (2007).

Abbildung 2. Veränderungen des sommerlichen bodennahen Ozons (ppb), tägliche Durchschnittskonzentration in einer A2 Modellierung für 2071-2100 im Vergleich zu heutigen (1961-1990) Simulationen. (Abbildung und Artikel wurden veröffentlicht in C. R. Geaoscience, 339, Giorhi, F., Meleux, F., Modellierung von Klimawandel und Luftqualität, 721-733, Copyright Elsevier (2007))

Tabelle 3. Allgemeine Prognose für den Wert an bodennahem Ozon
(↑↑ Deutlicher Anstieg; ↑ Leichter Anstieg; ○ Keine oder unwesentliche Veränderung; ─ Nicht in der Analyse enthalten) 

  SWE FIN EST LAT LIT RU GER
Veränderung Im Norden ↑, im Süden ↑↑   

Zurück zur Liste der Unterabschnitte

 

Sterblichkeit (Schweden)

The Swedish Commission on Climate and Vulnerability (2007) präsentierte die Ergebnisse der Auswirkungen des Klimawandels auf die Sterblichkeit. In der Studie wird der Klimawandel jedoch lediglich als Temperaturanstieg berücksichtigt. Die Berechnungen beruhten auf dem Verhältnis zwischen Temperatur und Sterblichkeit, das von Rocklöv und Forsberg (2007) für die Region Stockholm untersucht wurde. Das Verhältnis zwischen Temperatur und Sterblichkeit wird in Tabelle 4 mit den Klimaszenarien SRES A2 und B2 gekoppelt. Die Sterblichkeitsrate in der Region Stockholm soll durch den Temperaturanstieg im Jahr 2100 3,8 bis 5,3% höher sein als im Vergleichszeitraum 1998-2003.

Tabelle 4. Erhöhte Sterblichkeit in der Region Stockholm, Schweden, aufgrund höherer Sommertemperaturen. Ergebnisse für das 21. Jahrhundert (auf der Grundlage der Emissionsszenarien SRES A2 und B2) gegenüber dem Vergleichszeitraum 1998-2003 (Nachbildung der Tabelle 4.35 in Swedish Commission on Climate and Vulnerability (2007))

Temperaturanstieg Erhöhte Sterblichkeit Erhöhte Sterblichkeit Szenario A2 Szenario B2
Grad Celsius Anzahl %    
1 29 1,3 2025-2040 2025-2040
2 60 2,4 2060-2070 2080-2090
3 94 3,8 2090 2100
4 131 5,3 2100 -

Zurück zur Liste der Unterabschnitte

 

Arbeitsproduktivität (global)

Der Klimawandel kann zu einem Anstieg der Arbeiten führen, die unter einer hohen Wärmeeinwirkung durchgeführt werden müssen. Dies kann sich wiederum auf die Arbeitsproduktivität und -kosten auswirken, sollten keine Abwehrmaßnahmen umgesetzt werden. Eine Studie von Kjellstrom et al. (2009) zeigt, dass die Arbeitsproduktivität vermutlich aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels in vielen Regionen der Welt zurückgehen wird. Sie beurteilten die Auswirkung von zwei Klimaszenarien auf die Arbeitsproduktivität im Verhältnis zu physiologischen Erkenntnissen über Wärmeeinwirkungen.

Die sog. Wet Bulb Globe Temperature (WBGT) ist ein Index, der verwendet wird, um verschiedene Stufen der Wärmebelastung zu messen. Der Index (in %) bestimmt, wie lange eine Person in einer normalen Arbeitsstunde arbeiten kann und die Körpertemperatur unter 38 °C bleibt. Dabei wird davon ausgegangen, dass die übrige Zeit der Erholung dient. Der WBGT-Index wurde in Kombination mit den globalen Klimadaten für unterschiedliche Regionen der Welt verwendet, um die demographische Entwicklung im Hinblick auf die Arbeitsfähigkeit für zukünftige Klimaszenarien zu berechnen. Die globalen Klimadaten wurden täglich für den Zeitraum 1960-2100 aus dem Modell HadCM3 und auf der Grundlage der Emissionsszenarien A2 und B2 ermittelt. In dieser Studie wurde davon ausgegangen, dass die Veränderung der Arbeitsproduktivität der Veränderung der Arbeitsfähigkeit entspricht. Dabei wurde die Arbeitsfähigkeit als wirtschaftliches bzw. physiologisches Konzept verstanden.

Das Ergebnis zeigt, dass sich der Klimawandel in der BSR gar nicht oder nur sehr unwesentlich auf die Arbeitsproduktivität auswirkt. Der Prozentsatz an verlorenen Arbeitstagen gegenüber dem Vergleichszeitraum für die 2020er, 2050er und 2080er und für die Klimaszenarien liegt in Ost- und Westeuropa zwischen -0,5 und 0%. Dies kann mit einem Arbeitsfähigkeitsverlust in Höhe von 11 bis 27% verglichen werden, der für Südostasien, für den Andenraum und Mittelamerika sowie für die Karibik in den 2080ern gemäß Klimaszenario A2 prognostiziert wird. 

Zurück zur Liste der Unterabschnitte

 

Sehen Sie sich die Auswirkungen auf andere Bereiche an:

» Landwirtschaft
» Energie
» Wohnen/Bauen und Wasser
» Gesamtwirtschaft
» Forstwirtschaft
» Natürliche Umwelt